Interview mit Dr. Erhard Römer, Direktkandidat im Wahlkreis Frankfurt am Main IV

Nur Dr. Römer in der Fraktion „Die Frankfurter“ als die Freien Wähler stemmt sich gegen das Diesel - Fahrverbot für Frankfurt.

Ein Interview von Raimund Ernst mit dem Stadtverordneten Dr. Erhard Römer zum Fahrverbot und zur Wohnungsversorgung

1. Diesel - Fahrverbot in Frankfurt

Ernst: Herr Dr. Römer, im Verkehrsausschuss kam der Vorschlag von einer der anderen Parteien, man solle doch die Waren künftig mit dem Lastenfahrrad durch die Innenstadt transportieren. Haben dort alle Mitglieder die Ernsthaftigkeit des Diesel Fahrverbots für Handwerker, Zulieferer, Pendler und Frankfurter Bürger erkannt?

Dr. Römer: Aus den Wortbeträgen habe ich erhebliche Zweifel, ob alle Ausschussmitglieder des Verkehrsausschusses sich bewusst sind, die Problematik in Gesamtheit erkannt zu haben. Diesel Euro 4 sind a priori für die damalige Technik in Ordnung und wurden nicht durch Software manipuliert. Man hat jetzt einfach die Grenzwerte runtergesetzt.

Die Politik hat hier verschlafen, für die Autobesitzer adäquate Übergangsfristen zu schaffen.

Ernst: Sehen Sie außer Ihrer Fraktion „Die Frankfurter“, in denen sie als freier Wähler integriert sind, derzeit andere Parteien, die sich ernsthaft gegen das Diesel Fahrverbot stemmen?

Dr. Römer: Die Entwicklung kann am Ende nur zu emissionsarmen Fahrzeugen führen. Aus meiner Sicht führt derzeit an der Wasserstofftechnik kein Weg vorbei. Die nahe Zukunft liegt in der über Wasserstoff angetriebene Brennstoffzelle. Es wäre ein großer Fehler, ausschließlich auf Elektrofahrzeuge zu hoffen; das ist allenfalls eine Zwischenlösung. Dem steht die Ökobilanz des Batteriebetriebs entgegen. Man muss nur daran denken, dass das Gewicht von 3 Personen gleich der mitzuführenden Batterie ist.

2. Wohnungslage in Frankfurt

Ernst: Die Wohnungen in Frankfurt sind knapp und teuer. Lässt sich diese Entwicklungen überhaupt noch in den Griff bekommen?

Dr. Römer: Inzwischen weist die Erstellung von Wohnungen in den Großstädten wie Frankfurt eine makabre Bilanz auf.

Zunehmend lancieren Großinvestoren besser - Renditereiter - vornehmlich die Entscheidungsprozesse bei den Verantwortlichen der Stadtregierungen.

Ernst: Welche Maßnahmen müsste die Stadt ergreifen?

Dr. Römer: Viele und noch so kleine Möglichkeiten, erschwinglichen Wohnraum innerhalb der Stadt zu erstellen, wollen die damit involvierten Ämter nicht sehen, und greifen sie erst gar nicht auf.

Ziemlich schnell könnten die im städtischen Besitz befindlichen Wohnkomplexe z.B. die der ABG-Holding in Leichtbauweise mit 2 Etagen aufgestockt werden.

Viele Wohnkomplexe anderer Wohnungsbaugesellschafften sollten gemäß ihrer gesellschaftlichen Gesamtverantwortung diesem Beispiel folgen.

Dazu müssten die Verantwortlichen im Frankfurter Baugeschehen in die „Pötte kommen“ und diesbezüglich auch bei den Eigentümern aktiv werden. Der zeitraubende bürokratische „Heck Meck“ ist durch gezieltes und konkretes Handeln zu minimieren.

Hilfen zum Dachausbau

Dr. Römer: Mit unbürokratischen Hilfen, finanzieller Unterstützung können die Voraussetzungen geschaffen werden, dass auch die Gebäude aufgestockt bzw. mit Dachausbau versehen werden. Die Stadt Frankfurt könnte auch Hausbesitzer ansprechen, deren Immobilie a priori nicht aufgestockt werden können, aber deren Dachböden zu Studentenbuden ausbaubar sind.

Auch sollte es zur absoluten Pflicht bei all den Baumaßnahmen gehören die Stromgewinnung mittels Photovoltaik zu integrieren. Die Hausbesitzer sind beim Ausbau finanziell und unbürokratisch zu unterstützen.

Weiterhin sind alle Flachdächer, von denen es in Frankfurt eine Menge gibt, auf Ausbau zu Penthaus Wohnungen zu überprüfen und bei Möglichkeit auch notfalls mit Hilfe der Stadt auszuführen.

Ernst: Reicht das aus, um wirksam Druck auf die Mietpreise zu machen?

Dr. Römer: Nein, es gibt immer noch viele Flächen, die im Sinne von Wohnungsbau ungenutzt sind. Ich denke dabei an viele Parkplätze bei den Supermärkten und Fabriken. Diese sind in ihrer möglichen zusätzlichen Funktion als Wohnungsbau nicht ausreichend genutzt.

Auch hier gilt die Aufforderung an den Magistrat herauszufinden, wie viele dieser Parklätze es gibt, welche überbaut mit Wohnungen versehen werden könnten. Dazu muss neben dem Willen, dieses Problem energisch anzugreifen auch die Fähigkeit vorhanden sein, mit den Besitzern zu einem Konsens zu gelangen.

Viele der noch leerstehenden Bürotürme könnten außerdem für den Wohnungsbau umgewidmet werden, wenn technisch möglich.

Und umgekehrt muss es möglich sein, den Wohnraum wieder zu Gewerberaum zu machen, wenn der Eigentümer es für notwendig erachtet. Das schafft Flexibilität.

Mein schon öfter vorgebrachter Antrag, an versiegelten mehrgleisigen Straßen innerhalb des Stadtgebietes durch Überbauung auf einer durch Säulen erstellten Sockelfläche Wohnungen zu schaffen, wurde leider stets – aus meiner Sicht aus Uneinsichtigkeit oder auch Dummheit – vom Stadtparlament abgelehnt.

Ernst: Das sind deutliche Vorwürfe!

Dr. Römer: Ja, aber stellen sie sich vor, die A661, die A66 oder im Kleinen die Schwanheimer Uferstraße würden insgesamt auf ca. 20 km in vierstöckiger Leichtbauweise überbaut werden. Grobrechnerisch könnten so ca. 18.000 – 25.000 Wohnungen sehr preiswert entstehen. Diese Alternativen darf man nicht ignorieren, wenn man ernsthaft nach Wohnungslösungen sucht.

Ernst: Die Gegner dieser Bebauung könnten behaupten, immer mehr Verdichtung der Bebauung führe zu einem schlechten Stadtklima und zu mehr Lärm?

Dr. Römer: Das muss man berücksichtigen. Die zunehmenden Hitzewellen verlangen heute eine neue – jedoch jahrtausendalte Bauweise, bei der der Kühleffekt von Feuchtigkeit mittels Begrünung und Rieselanlagen zur Wirkung kommen kann.

Dies wurde schon 600 vor Christus als 7. Weltwunder der Antike in den hängenden Gärten von Babylon gekonnt dargestellt.

Ein Beispiel einer Doppelnutzung der versiegelten Stadtstraßen mit Wohnungen gibt es schon seit 1980 in der Schlangenbader Straße in Berlin.

Hier fährt eine Autobahn im 2. Stock durch den Wohnkomplex ohne, dass die Bewohner den Autolärm wahrnehmen und sich beeinträchtigt fühlen.

Das Lärmproblem ist wohl eher ein Vorurteil wie man in Berlin sehen kann.

Zusätzlich zu bedenken ist auch, dass Lärm und Feinstaub durch die zunehmende Elektromobilität künftig nicht mehr die jetzige Bedeutung haben wird.

Ernst: Das sind interessante Ansätze. Vielen Dank, dass sie sich die Zeit genommen haben.

Dr. Erhard Römer gehört seit 2011 der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung an. Seine Partei sind die „FREIE WÄHLER“ und er ist in der Fraktion „Die Frankfurter“ integriert. Er ist Mitglied in den Ausschüssen Bauen und Planen / Verkehr / Haupt- und Finanzausschuss.